Sind Einweghandschuhe hygienisch?

Brauchbar oder risikoreich – wir klären auf

Unsere Experten geben Tipps zum Thema Händehygiene Stefan Vornehm und Martina Walter-Kunkel geben Tipps zum Thema Händehygiene

Händehygiene ist im Lebensmittelbereich das A und O für alle Beschäftigten. Viele Vorgesetzte stellen ihren Mitarbeitern deshalb Einweghandschuhe bereit. Dadurch wird ein direkter Kontakt zu den Lebensmitteln vermieden. Doch sind Handschuhe wirklich hygienisch? Und wenn ja, welche Materialien eignen sich am besten? Auch der richtige Umgang mit Einweghandschuhen ist nicht immer selbstverständlich. Unsere Experten Stefan Vornehm und Martina Walter-Kunkel verraten wichtige Tipps und Tricks zu diesem Thema.

Beim Zubereiten von Lebensmitteln sollten Einweghandschuhe getragen werden Beim Zubereiten von Lebensmitteln sollten Einweghandschuhe getragen werden

Bin ich gesetzlich dazu verpflichtet, Einweghandschuhe zu tragen?

Nein. Allerdings gibt es mehrere Rechtsnormen, die sich mit Schutzhandschuhen, z. B. für den Umgang mit Chemikalien, befassen. Für Einweghandschuhe steht im HACCP-Leitfaden der EU aus dem Jahr 2016 eine Empfehlung dazu, die besagt, dass bei der Handhabung verzehrfertiger Lebensmittel Handschuhe getragen werden sollten. Wichtig dabei ist, dass die Handschuhe für den Kontakt mit Lebensmitteln geeignet sind. Eine regelmäßige Erneuerung der Handschuhe sollte erfolgen, ebenso wie gründliches Händewaschen vor dem Anziehen sowie nach dem Ausziehen der Handschuhe. Des Weiteren hat das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft klargestellt, dass "spezielle gesetzliche Einzelregelungen, die z. B. das Tragen von Handschuhen vorschreiben, vom Gesetzgeber absichtlich nicht erlassen worden sind."

 

Es ist also eine Ermessensfrage des Lebensmittelunternehmers, wie er mit diesem Thema umgeht. Verpflichtend ist jedoch eine Keimverschleppung zu vermeiden, entweder durch das Tragen von Handschuhen oder durch saubere Hände. 

Handschuhe verwenden oder Hände desinfizieren?

Die verbreitete Meinung, dass Handschuhe eine Händedesinfektion unnötig machen, trifft nicht zu. Je nach Art der Tätigkeit muss vor dem Anziehen, beispielsweise beim Portionieren von Desserts, eine Händedesinfektion erfolgen. Derselbe Vorgang ist nach dem Ausziehen der Handschuhe, z. B. nach dem Umgang mit rohem Fleisch von Nöten. Zu Recht stellt sich dann die Frage: Wo liegt der Vorteil von Einweghandschuhen im Lebensmittelbereich? Manche Gastronomen und Küchenleitungen möchten mit der Verwendung von Handschuhen ein ausgeprägtes Hygienebewusstsein demonstrieren. Doch wenn mit Handschuhen falsch umgegangen wird, wird genau das Gegenteil erreicht.

Untersuchungen haben gezeigt, dass Handschuhe bereits nach 5 Minuten mit Keimen belastet sind. Werden die Handschuhe nicht ausreichend häufig gewechselt, steigt die Kontaminationsgefahr. Im Klartext: Bakterien können in den sauberen Bereich der Küche und in verzehrfertige Lebensmittel gelangen.

Eine lange Tragezeit der Handschuhe fördert zudem starke Hautirritationen und Hautkrankheiten bei den jeweiligen Mitarbeitern. Das muss nicht sein: Laut einer Untersuchung der Berufsgenossenschaft ist regelmäßiges Händewaschen genauso gut geeignet und führt dabei zu deutlich weniger Hauterkrankungen. 

Sinnvoll ist das Tragen von Handschuhen allerdings, wenn Mitarbeiter z. B. nicht gerne rohes Fleisch anfassen. Auch für die Küchenleitung bieten Handschuhe eine große Sicherheit, da sie sich nicht immer darauf verlassen kann, dass die Händedesinfektion vom Personal korrekt eingehalten wird. 

Beim Umgang mit Chemikalien, z. B. bei Reinigungstätigkeiten, sind ebenfalls Schutzhandschuhe zu tragen. Dies kann vom Arbeitgeber verbindlich in einer Arbeitsanweisung geregelt werden.

Welche Materialien sind wofür geeignet?

Es gibt eine ganze Reihe von Materialien für Einweghandschuhe. Neben den am häufigsten verwendeten Stoffen wie Latex, Vinyl und Nitril gibt es auch noch andere Materialien wie Polyethylen. Folgende Vor- und Nachteile gilt es beim Kauf zu berücksichtigen: Latex ist hochelastisch, bietet einen hohen Tragekomfort und lässt ein gutes Tastempfinden zu. Leider ist die Gefahr einer allergischen Reaktion hier vergleichsweise hoch. 

Anders bei Vinyl-Einweghandschuhen: Bei diesem Material ist das Risiko einer Allergie sehr gering, zudem ist das Material preiswert. Dafür ist Vinyl weniger elastisch, besitzt einen geringen Tragekomfort und enthält Weichmacher. Diese tragen dazu bei, dass das Material nur bedingt für Lebensmittel geeignet ist und zusätzlich die Umwelt belastet. 

Eine weit bessere Wahl sind Einweghandschuhe aus Nitril, denn sie sind widerstandsfähig, extrem elastisch und bieten ein gutes Tastempfinden. Auch bei längerem Tragen bildet sich kein Wärmestau, eine allergische Reaktion ist gering.  

Ein Vorteil von Polyethylen-Einweghandschuhen ist sicherlich der günstige Preis, leider macht sich dieser in der Qualität bemerkbar: Die Einweghandschuhe sind nicht reißfest, sorgen für ein schlechtes Tastempfinden und bieten keinen hohen Tragekomfort.   

Sind gepuderte Handschuhe verboten?

Nein, allerdings werden gepuderte Latexhandschuhe wegen der Allergiegefahr von den Berufsgenossenschaften nicht mehr akzeptiert. Dazu kommt, dass der Puder in die Lebensmittel geraten und diese kontaminieren kann. Es spricht also sowohl der Arbeitsschutz als auch die Lebensmittelhygiene gegen die Verwendung von gepuderten Handschuhen.

Der korrekte Umgang mit Einmalhandschuhen

Folgende Hygiene-Regeln gilt es zu beachten

  • Bei der Arbeit mit verzehrfertigen, leicht verderblichen Lebensmitteln sind vor dem Anziehen die Hände zu desinfizieren, damit die Handschuhe nicht mit Keimen kontaminiert werden.
  • Nach der Arbeit mit rohen, kontaminierten Lebensmitteln sind nach dem Ausziehen die Hände zu desinfizieren, damit die Hände nicht durch die Handschuhe kontaminiert werden.
  • Die Handschuhe sind regelmäßig zu wechseln, nach jedem Wechsel der Arbeitsbereiche und spätestens nach 15 Minuten, um eine Verkeimung der Handschuhe zu vermeiden.
  • Handschuhe grundsätzlich nur so lange wie nötig tragen.
  • Einweghandschuhe können nicht desinfiziert werden.
  • Zur Vermeidung von Rissen im Handschuh müssen die Fingernägel kurz sein, auch künstliche Fingernägel sind nicht gestattet. Schmuck muss vorher abgelegt werden.
  • Beim Anziehen von Handschuhen müssen die Hände sauber und trocken sein, um Hautirritation zu vermindern.

Es ist rechtlich empfehlenswert, die Regeln für die Verwendung der Handschuhe als verbindliche, schriftliche Arbeitsanweisung zu erstellen und das Personal entsprechend zu schulen.